Quitte, bitte!
Das Weihnachtsessen. Da hat jede Familie ihr eigenes Ding laufen. Bei uns hat es immer Fisch mit Petersilienkartoffel und danach Vanillepudding mit Erdbeersoße gegeben. Jedes Jahr, bis sich meine Eltern getrennt haben. Es folgten die Jahre der unbeständigen Weihnachtskulinarik. Einmal haben wir sogar Chinesisch gegessen – nicht vom Lieferservice, keine Sorge! Routine hat erst das Raclette gebracht. Ich weiß nicht mehr genau wann der Raclette-Grill die österreichischen Haushalte erobert hat, aber es war definitiv noch zu meinen Schulzeiten in 1990-something. Seitdem ist auch die zu Gegrilltem gehörende Soßen-Abteilung deutlich vielseitiger. Relish und Chutney sind mittlerweile gut bekannt. Am beliebtesten ist bestimmt das Mango-Chutney. Warum? Ehrlich gesagt, keine Ahnung. Nicht, dass es mir nicht schmeckt, aaaaber… Warum eine Frucht, die in Österreich nicht heimisch und erst nach einer langen Flugreise in unseren Geschäften sündhaft teuer erhältlich ist, tot kochen, wenn es bei uns die Quitte gibt?! Die Quitte, eine Frucht, die in ihrem Duft mehr als 80 verschiedene Aromen vereint und zudem über so viel Pektin verfügt, dass sie ohne Hilfsmittel ausreichend geliert! Die Antwort lautet – zumindest in meinem Fall – man kennt die Quitte nicht. Ich hab’ sie erst letztes Jahr entdeckt. In meiner Kindheit hat sie keine Rolle gespielt im Gegensatz zu der meines Papas. Er ist noch mit Quittenbrot und –gelée aufgewachsen. Dinge, die ich noch nie gegessen habe. Noch nicht mal gesehen! Das werd’ ich aber nun, da ich die Quitte kenne, ändern. Ich bin nämlich schon jetzt, seit ich dieses Chutney gemacht habe, ein riesiger Fan. Ich wett’, euch wird es nach einem Löffel davon nicht anders ergehen.
Zutaten (für ca. 4 Twist-off-Gläser à 230 ml):
2 Stk Quitten (600 g)
1 Stk Birne (200 g)
1 Stk weiße Zwiebel (davon 25 g gehackt)
1 1/2 TL frisch gehackter Ingwer
200 ml weißer Balsamico
1/2 TL Vanillepulver
1 TL getrocknete Lavendelblüten
1-2 TL Fleur de Sel
1 gestrichener TL frisch gemahlener Pfeffer
80 g Birkenzucker
Top Tipp → Was die Zuckermenge anbelangt wird all jenen, die schon öfter Marmeladen oder Chutneys gemacht haben, auffallen, dass ich unheimlich wenig nehme. Beim Einkochen von Obst beträgt das übliche Verhältnis von Zucker und Früchten 1:1, bei Gelierzucker 2:1. Die Begründung: Gelierfähigkeit und Haltbarkeit. Zucker sowie Essig konservieren das Obst. Ich hab’ noch nie soviel Zucker genommen wie angegeben war. Weder bei Marmelade noch bei einem Chutney. Geschmacklich reicht die von mir verwendete Menge allemal. Und, was die Haltbarkeit angeht…schlecht geworden ist noch nichts. :-)
Zubereitung:
Die Quitten mit einem trockenen Tuch abreiben und den Flaum entfernen. Die Birnen waschen. Beides schälen, von Stielen und Kernen befreien und in Stücke schneiden. In einen größeren Topf geben. Die Zwiebel ebenfalls schälen und fein hacken. Den Ingwer schälen und fein würfeln. Die Zwiebel, den Ingwer, das Salz und den Pfeffer zu den Quitten- und Birnenstücken hinzufügen. Den Zucker mit Essig verrühren und die Obststücke darin aufkochen. Danach leise köcheln lassen. Ca. 20 Minuten bzw. so lange, bis die Masse eine dickflüssige Konsistenz erreicht. Die Früchte pürieren. Den Lavendel grob in einem Mörser zerstoßen und gemeinsam mit dem Vanillepulver zu den Quitten hinzufügen. Weitere 5 Minuten köcheln lassen und anschließend die heiße Masse in abgekochte Twist-off-Gläser füllen. Sofort fest verschließen und auf den Kopf stellen. Nach 30 Minuten umdrehen und auskühlen lassen. Das Chutney kühl lagern.