Asiatische Krautfleckerl
Krautfleckerl sind mein Soulfood! Klar, ich steh‘ total auf vegetarische Currygerichte, Hummus oder Couscous und wenn ich feiern war, muss es tags drauf Pizza sein. Aber, wenn man mich nach Gerichten fragt, bei denen mir das Herz aufgeht, dann stehen Krautfleckerl ganz oben auf der Liste.
Gerichte aus der Kindheit
Der Speiseplan meiner Kindergartentage bestand rückblickend vor allem aus Süßem. Zumindest erinnere ich mich vornehmlich an Reisauflauf, Grieß- und Kaiserschmarren, Scheiterhaufen und Buchteln. Die Buchteln von Gitti, der Mutter meiner besten Freundin im einzigen Kindergarten des Heinz-Nittel-Hofs – so heißt die riesige Gemeindebauanlage im 21. Bezirk in Wien, in der wir damals wohnten – waren die besten. Die besten Krautfleckerl hat aber meine Mama gemacht! Als wir später in die Steiermark gezogen sind, hab ich bald nicht nur die alte Siedlung, meine Freundin Tanja und die Buchteln ihrer Mama vermisst. Die Krautfleckerl von meiner Mama bekam ich auch immer seltener zu Gesicht. Sie hat damals nämlich, nachdem das erste „China-Restaurant“ eröffnet hatte, wie viele andere ihre Begeisterung für asiatische Gerichte entdeckt. Deshalb gab es fortan öfter Gemüse mit Bambussprossen und Sojasauce anstelle von gefüllten Paprika (noch sowas Urgutes von früher) oder Krautfleckerl. „Fast wie beim ‚Chinesen‘, gell?“, hat sie jedes Mal gesagt. … Nicht, dass es nicht geschmeckt hätte, aber…well, anyway.
Nach dem China-Wok folgte als nächster breiter Trend das Curry, dann Döner und Sushi. Dazwischen war noch irgendwann was mit vegan und ein paar komische Diät- und Allergiemoden. Wer denkt da noch an Krautfleckerl?
Hausmannskost goes Fernost
Seit einiger Zeit gibt es in meiner Küche erstaunlich viel Hausmannskost. Allerdings nicht ganz so wie ich sie aus Kindertagen kenne. Heute bereite ich diese Gerichte etwas anders zu, weniger traditionell im Hinblick auf ihre Aromatik. Den Krautfleckerl verpasse ich zu Ehren von Mamas Fernost-Küche der 90ies einen asiatischen Touch. Dazu würze ich sie mit Sojasauce und runde das Gericht zum Schluss noch mit etwas Sesam- oder Erdnussöl ab. Trotzdem – und das ist das Wunderbare – erinnern sie mich immer noch an meine Freundin Tanja und die Siedlung in der Skraupstraße, wo es in den späten 80ern vor Strickcafés wimmelte und wir Kinder den ganzen Tag im Hof bei der Teppichklopfstange spielten. Es roch nach Buchteln und Krautfleckerl und unsere Mütter hörten die Lieder von Carl Peyer und Matthias Reim.
Rezept
- 1 Stk Krautkopf (fein geschnitten 700 g)
- 1 TL Kümmel
- 2 TL Curry-Pulver
- 1 TL Paprikapulver
- 2 Stk Knoblauchzehe (gehackt 1 EL)
- 3-4 EL Sojasauce
- Öl zum Braten (hier: Olivenöl)
- Salz zum Würzen (hier: Himalaya-Salz)
- etwas Wasser
- 1 TL Sesamöl
- Die Fleckerl in ausreichend Salzwasser bissfest kochen. Den Knoblauch schälen und fein hacken. Das Kraut von den äußeren Blättern und dem Strunk befreien und nach Belieben schneiden. (Klassisch wird das Kraut für Krautfleckerl eher grobwürfelig geschnitten, aber ich mags lieber fein).
- Das Öl in einer Pfanne erhitzen. Das Kraut darin anbraten bis es zusammenfällt. Mit den Gewürzen und Salz, Pfeffer und Kümmel würzen, den Knoblauch kurz mitbraten und mit (ca. 200 ml) Wasser aufgießen. Das Kraut für ca. 20 Minuten weich dünsten. Danach die Fleckerl dazugeben gut vermischen und mit der Sojasauce würzen. 1 TL Sesamöl dazugeben. Kurz durchrühren und servieren.
Mahlzeit!